In Memoriam Karl Scherrer - 23.11.1929 bis 21.12.2016MUSIKALISCHER LEBENSLAUF
1929 - 1950
Am 23. November 1929 erblickt Karl Scherrer in Rickenbach das Licht der Welt. Als 16-jähriger Bursche begann er ein Instrument zu lernen. Mit knapp 18 Jahren, am 1.6.1947 erfolgt der Eintritt in den Musikverein Harmonie Rickenbach wo er Bariton und die erste Posaune spielt.
Im Jahre 1949 absolviert er die RS im Spiel Stabs Kp, als Militärtrompeter unter der Leitung von Paul Schildknecht.
Die weiteren Diensttage verbringt er im Bat Spiel 74, später im Inf Rgt 31 unter Heini Menet und Ferdy Hollenstein. 1951 - 1970
Als begeisterter Musikant spielt er ab Herbst 1951 ebenfalls in der Stadtmusik Wil unter der Leitung von Otto Voigt.
Als die Harmonie Rickenbach einen neuen Dirigent braucht, stellt er sich sofort zur Verfügung und leitet den Verein ab Juni 1959. Sein Start ist schwierig. Die Mitgliederzahl ist stark geschrumpft und an eine Teilnahme am Kantonalen Musikfest ist nicht zu denken. Aber schon ein paar Monate später nimmt der Verein mit Karl Scherrer an der Spitze als Gastmusik am St. Gallischen Kantonalmusikfest in Wil teil.
Nach 20 Jahren Mitgliedschaft in Rickenbach wird er an der Hauptversammlung im Jahre 1967 zum Ehrenmitglied ernannt. Im gleichen Jahr wird die Formation "Buuremusig" gegründet, die später Bläsergruppe und schlussendlich "Bläser Band" genannt wird. Karl Scherrer spielt von Anfang an mit, bis die Bläser Band 1979 aufgelöst wird.
1971 - 1990
Im Dezember 1972 wird Karl Scherrer der Titel "Kantonaler Veteran" verliehen (25 Jahre aktiver Musikant). Das Jubiläum 20 Jahre Dirigent in der Harmonie Rickenbach feiert man als Dorffest im Sommer 1979.
Im Dezember 1982, anlässlich der Kant. Delegiertenversammlung wird Karl Scherrer zum eidgenössischen Veteran ernannt.
Das Jahr 1990 ist ein grosses Jahr für den Verein und den Dirigenten. Gleichzeitig an einem grossen Fest im September feiert man 100 Jahre Musikverein Harmonie Rickenbach, eine neue Uniform sowie die Ernennung von Karl Scherrer zum Ehrendirigenten.
1991 - 1999
An der Kantonalen Delegiertenversammlung im Dezember 1997 wird Karl Scherrer nach 50 Jahren aktiver Mitgliedschaft zum Ehrenveteran ernannt. Ein grosser Empfang zu seinen Ehren wird veranstaltet. Am 27. März 1999 feierte Karl Scherrer 40 Jahre Dirigent im gleichen Verein; zugleich ist dies sein Abschiedskonzert. Der Verein musste aber nicht auf die Dienste von Karl Scherrer verzichten, verstärkte er ab April das Register der Klarinetten. Karl Scherrer hat in den letzten 40 Jahren unzählige Jungbläser ausgebildet, einige von ihnen sind noch heute in unseren Reihen zu finden. Wenn Fleissnoten verteilt werden könnten, hätte Karl Scherrer eine klare "6" verdient. Praktisch lückenlos besuchte er in all den Jahren alle Proben und Anlässe.
Bericht aus der Wiler Zeitung von 29. Mai 2009«Ich bin ein Blasmusik-Idealist»Karl Scherrer hatte Ende April 2009 seinen letzten Auftritt mit dem Musikverein Harmonie Rickenbach. Die Klarinette hat er seither kaum mehr hervorgeholt. Ohne Ziel sei der Anreiz klein, sagt er. Im November 2009
wird er 80 Jahre alt. Karl Scherrer wundert sich, dass ihn jemand am Nachmittag besuchen will. Dann hat er zu tun, ist unterwegs; arbeitet auf jeden Fall irgendwo irgendwas. Er ist ein Pensionär, der keine Langeweile kennt, und wenn er einmal nichts zu tun hat und in seinen Lehnsessel sitzt, schläft er sofort ein. Dieses Risiko geht er vor allem am Abend ein.
Am liebsten in der Natur Über 60 Jahre hat Karl Scherrer im Musikverein Harmonie Rickenbach mitgewirkt, als Bläser, doch vor allem als Dirigent. 40 Jahre hatte er den Verein bis vor zehn Jahren geleitet. Jetzt hat er den Austritt gegeben und schon steht das Thema beim Gespräch in der Zwei-Zimmer-Wohnung in der Alterssiedlung an der Flurhofstrasse in Wil erst an zweiter Stelle.Das Gärtnern bringt er selber zur Sprache und am Schluss verrät er, dass er, falls er nochmals geboren werden sollte, auf jeden Fall in der Natur würde arbeiten wollen. «Am schönsten ist es in der Natur, in einer <Bude> würde ich nicht mehr arbeiten wollen, obwohl ich es bei der damaligen Möbelfabrik Klingler sehr gut hatte», sagt er. Er wirkt seit Jahren in verschiedenen Gärten. In seinem eigenen beim Haus, das er früher mit der Familie bewohnte, in einem Garten in Stolzenberg in der Gemeinde Uzwil, bei seinem Sohn in Zofingen oder bei seiner Schwester im Rheintal. «Dort spalte ich auch Holz für die Holzfeuerung und ich würde noch heute manch einem Jungen etwas vormachen», sagt er selbstbewusst. Ein «Zufriedener» Tätig sein, sich bewegen, im Wald «marschieren», wie er sich ausdrückt, Velo fahren und Morgenturnen, das ist das Rezept von Karl Scherrer gegen Krankheiten und Steifheit und – «ich esse gesund», sagt er mit Nachdruck. Er habe ja so viele eigene Nahrungsmittel aus dem Garten. Mit dem Alter hat er überhaupt keine Mühe. «Wenn man gesund ist, ist jedes Alter schön und für mich ist das Alter sehr schön», wiederholt er mehrere Male, und man nimmt es ihm ab. Und mit einem Grinsen stellt er fest: «Ich bin einfach ein Zufriedener.» Zufrieden war er drei Viertel seines Lebens auch mit der Musik. Als er 1947 ist den Musikverein Rickenbach eintrat, spielte er Tenorhorn, später die Zugposaune, weil die damals gerade aufkam und es so gut aussah. Parallel spielte er während zehn Jahren auch in der Stadtmusik Wil. Dieses Engagement musste er allerdings aufgeben, als er 1958 Dirigent der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil wurde und ein Jahr später Dirigent des Musikvereins Harmonie Rickenbach. Nachwuchsförderung Und dann ist das Leuchten in den Augen da, das wahrscheinlich zu seiner ganzen Musiker-Karriere gehört hat. Und das Leuchten intensiviert sich und das Gesicht des bald 80-Jährigen wird ganz jung, wenn er von seiner Nachwuchsförderung in den Vereinen, vor allem in Rickenbach, erzählt. Die Blasmusik weitergeben, etwas aus den Musikern herausholen, aufbauen, in eine bessere Spielklasse aufsteigen, das war die eigentliche Motivation von Karl Scherrer. «Ich bin ein Idealist, ein Blasmusik-Idealist», sagt er von sich selber. Obwohl er den finanziellen Zustupf für die Familie mit vier Kindern gut habe gebrauchen können, habe er seine Dirigentenarbeit nie aus diesem Grund gemacht. «Ich wollte Musik ausüben wie einen Beruf. Das war meine Aufgabe und die Arbeit mit den Jungen habe ich sehr gerne gemacht», erinnert er sich. Tanzmusik Parallel zu seiner Dirigentenarbeit spielte Karl Scherrer auch Musik. Rund zehn Jahre war er Mitglied der «Bläser Band», eine zehnköpfige Formation, hauptsächlich mit Musikern aus den Reihen des Musikvereins Harmonie Rickenbach, die zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielte. Als er 60 Jahre alt war, war damit Schluss und als es mit der Berufsarbeit in der Holzbranche Schluss war, begann der Grossvater von acht Enkelkindern die Klarinette zu spielen. «Ich musste von vorne beginnen und üben; zwei- bis dreimal pro Woche, solange ich aktiv war», erzählt er von seiner Disziplin. Jetzt möchte er zwar schon noch weiterspielen, doch ohne Ziel, ohne Aufgabe, fehle die Motivation. Und es scheint, als könne Karl Scherrer in seinem Leben ganz gut loslassen. |